Die Abtei Léoncel liegt im Vercors in einem schönen Gebirgstal zwischen Col de la Bataille, Col des Limouches und Col de Tourniol in über 900m Höhe. Das Kloster wurde 1137 als Tochter von Bonnevaux gegründet. Trotz der klimatisch schwierigen Bedingungen im Gebirge blühte das Kloster im Hochmittelalter, ehe dann die Religionskriege für einen Niedergang sorgten, von dem sich der Konvent nie mehr erholte. Zeitweise zogen die Mönche auch an andere, klimatisch weniger kritische Orte um. Nach der Auflösung von Léoncel im Jahr 1790 wurde die Klosterkirche zur Pfarrkirche und als solche von Prosper Mérimée zum geschützten Baudenkmal erklärt. Die äußerst sehenswerte Kirche hat daher ihre Formen des späten 12. Jahrhunderts fast unverändert erhalten, auch im Inneren, wo der Raumeindruck noch die zisterziensische Strenge wiedergibt. Das Kirchenschiff aus der Zeit um 1200 bis 1230, fünf Joche lang, besitzt ein Kreuzrippengewölbe, die Seitenschiffe haben Vierteltonnengewölbe. Schön ist außerdem der Blick auf den Apsisbereich mit den Seitenkapellen, über dem sich der für die Region typische (aber für Zisterzienserklöster untypische) Glockenturm erhebt. Die Klosteranlage selbst hat sich nicht erhalten, aber es konnten Teile der Fundamente ergraben und freigelegt werden.